„Wir machen morgens Krise und nachmittags Chance“

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30.06.2020

Die Bielefelder Dr. Wolff Gruppe steigert den Umsatz im Jahr 2019 auf 313 Mio. Euro (2018: 309 Mio. Euro). Das erste Quartal 2020 verlief trotz Corona-Krise sehr stabil (88 Mio. Euro). Jahrzehntelange evidenzbasierte Forschung, untermauert durch regelmäßige wissenschaftliche Veröffentlichungen, sichert höchste Produktqualität und konstante Verbrauchernachfrage. Seit Ausbruch der Pandemie haben die Gesundheit der Mitarbeiter, die Absicherung der Supply Chain sowie die Liquiditätssicherung oberste Priorität. Kurzfristig wurden Chancen auch im Bereich der Desinfektion schnell und erfolgreich ergriffen. Darüber hinaus ist ein seit 2013 in der Entwicklung befindliches Arzneimittel gegen krankhaftes Schwitzen auf dem Weg zur Zulassung, nachdem es die Phase 3a erfolgreich absolviert hat.

Neue Produktkategorie „Handhygiene“ in der Krise entwickelt

Für den Sommer plante Dr. Wolff einen Einstieg in den Bereich Wunddesinfektion. Kurzfristig wurden Kapazitäten angepasst, sodass binnen weniger Tage das Linola® sept Hand-Desinfektionsgel zur Marktreife gebracht werden konnte. Am 5. März lief das erste Produkt, das antibakterielle und begrenzt viruzide Eigenschaften besitzt (inaktiviert spezielle Viren, wie Corona), vom Band. Mit Spenden in Bielefeld und im Kreis Gütersloh, zeigt das Unternehmen besonderes lokales Engagement und versorgt Schulen, Kitas oder Pflegeeinrichtungen.

Corona Update

Etwa drei Monate nach dem Lockdown, lässt sich die Corona-Krise aus Unternehmenssicht bislang in drei Phasen gliedern: Den Eintritt in die Krise, den Lockdown und die Lockerungsmaßnahmen. Zu Beginn stand eine tägliche Lagebeurteilung („auf Sicht“), mit jeweils angepassten Maßnahmen auf der Agenda. Gesundheit, Versorgung und die Aufrechterhaltung der Mitarbeiter-Motivation rückten in den Fokus. Gleichzeitig galt es, die Supply-Chain und das Liquiditätsmanagement abzusichern, die Desinfektions-Produkte zur Marktreife zu bringen sowie die Mobilität von Arbeitsplätzen auszubauen. „Rückblickend haben wir die erste Phase (vorausschauen) und die zweite Phase (Krisen- und Chancen-Management) mit Hilfe und außergewöhnlichem Engagement aller Mitarbeiter gut gemeistert.

Wir haben umsichtig und mutig agiert, schnell auf immer neue Situationen reagiert. Wir haben großen Wert auf Transparenz und gute Kommunikation nach innen gelegt und alle mitgenommen“, beschreibt Eduard R. Dörrenberg aus unternehmerischer Sicht.

Für uns gilt nun der Grundsatz: „Nach Corona ist nicht vor Corona.” Daher arbeiten wir in sämtlichen Unternehmensbereichen an entsprechenden Projekten. Dazu gehört auch die Ausweitung eines Angebots von digitalen Ausbildungsberufen (Kaufmann für e-Commerce und duale Studienprogramme). Auch die Anzahl der Ausbildungsstellen bleibt hoch.Es hat sich sehr bewährt, die digitale Einheit „e-Wolff“ noch im Jahr 2019 auf über 30 Mitarbeiter auszubauen.„Außerdem“, so der 52-Jährige, „beginnt mit Lockerungen und ersten vorsichtigen Urlaubsplanungen der Schritt in die nächste Phase. Wir bleiben aber weiter sehr wachsam und wir sind immer noch in der Corona Phase“.

Studie zur Arzneimittel-Entwicklung auf weltgrößtem Derma-Kongress vorgestellt

Rund eine Million Deutsche leiden unter permanent übermäßigem Schwitzen, so genannter „primärer Hyperhidrose“. Der erste Teil einer internationalen klinischen Multicenter-Studie (Phase 3a) der Dr. Wolff-Forschung konnte Ende 2019 erfolgreich abgeschlossen werden. Am 12. Juni erfolgte auf der weltweit größten, in diesem Jahr digital ausgetragenen dermatologischen Konferenz, der AAD (American Academy of Dermatology), die Präsentation durch den medizinischen Direktor der Dr. Wolff-Forschung, Prof. Dr. med. Christoph Abels. Die nachgewiesene Wirksamkeit einer 1%igen Glycopyrroniumbromid-Creme überzeugte die dermatologische Fachwelt. Das Medikament hat die letzte Entwicklungsphase vor der Zulassung erfolgreich erreicht.

Oral Care- und Haarforschung mit international bedeutenden Resultaten

Bisher wurde als zentraler Wirkmechanismus für Fluoride in der Zahnpflege angenommen, dass der Stoff die Remineralisation des Zahnschmelzes unterstützt. Vielfach wird auch von Zahnschmelz-Härtung gesprochen. Forscher in einer US-amerikanischen Studie fanden heraus, dass eine Kinderzahnpasta mit zehn Prozent enthaltenem Hydroxylapatit (kurz HAP) gegen Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid in puncto Remineralisation überlegen ist.[1]

Die Gruppe um den texanischen Wissenschaftler Prof. Amaechi stellte fest, dass Fluoride und HAP in gleicher Menge remineralisieren, Fluoride aber an der Zahnoberfläche bleiben, wohingegen der Stoff HAP homogener und in tieferen Schichten remineralisiert.

Bei der Bewertung der Studienlage zur Coffein-Wirkung, kamen Wissenschaftler aus Großbritannien zu dem Urteil, dass Coffein nicht nur der am meisten erforschte pflanzliche Wirkstoff gegen Haarausfall ist, sondern dass hinreichend Beweise zur Haarausfall-Vorbeugung vorliegen[2].

Coffein qualifiziere sich als nebenwirkungsfreie Behandlungsalternative im Kampf gegen androgenetische Alopezie, von der rund 80 Prozent der Männer betroffen sind[3]. In einem Review im renommierten „International Journal of Cosmetic Science“, publizierte eine Forscher-Gruppe um die britische Wissenschaftlerin Dr. Gill Westgate von der Universität Bradford folgende Schlussfolgerung.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Coffein die am häufigsten untersuchte phytochemische Substanz gegen Haarausfall ist. Zahlreiche veröffentlichte Coffein-Studien liefern hinreichende Beweise dafür, dass Coffein bei angemessener Dosierung auch in wirksamer Menge im Haarfollikel nachweisbar ist und so dessen biologische Aktivitäten unterstützt. Über einen ausreichenden Zeitraum angewendet, kann bei Patienten eine Linderung des Haarausfalls erzielt werden.“ Gerade erst Mitte Juni verwies auch das Kontrollorgan für Produkt-Claims (ARB) in Südafrika auf eindeutige Studienergebnisse und bestätigte: „Alpecin penetrates the hair follicle“ und „If hair growth is waining, more and more men choose the caffein shampoo by Alpecin” (nach Verständnis der ARB gleichbedeutend: “positive effects on hairloss”).

Ausblick

„Wir haben in den letzten 20 Jahren enorme Anstrengungen unternommen und hohe zweistellige Millionenbeträge in Forschung und Entwicklung unserer Kernbereiche (Haar-, Haut- und Zahnpflege) investiert. Das Jahr 2019 brachte drei große Durchbrüche und lang erwartete wissenschaftlich-neutrale Top-Ergebnisse. Das sichert den hohen Absatz unserer Produkte und Marken mit höchstem Qualitätsanspruch

Dazu haben wir stets ostwestfälisch solide gewirtschaftet und uns damit eine hervorragende Basis geschaffen, um auch im neuen Jahrzehnt aus eigener Kraft weiter wachsen und unsere Investitionen hochhalten zu können.

Wir werden in dieser Krise wir befinden uns ja noch in der Corona-Phase weiter auf Sicht fahren, aber auch die Augen offen halten, um weitere sich bietende Chancen zu ergreifen“, resümiert Eduard R. Dörrenberg, der geschäftsführende Gesellschafter der Dr. Wolff Gruppe und blickt damit trotz globaler Corona-Krise optimistisch in die Zukunft. So entwickelten sich die Geschäfte in China zum Beispiel wieder positiv, allerdings werden wohl viele Märkte in den nächsten Monaten eher rezessiv werden.


[1] Amaechi, B.T., AbdulAzees, P.A., Alshareif, D.O. et al. Comparative efficacy of a hydroxyapatite and a fluoride toothpaste for prevention and remineralization of dental caries in children. BDJ Open 5, 18 (2019) doi:10.1038/s41405-019-0026-8 https://www.nature.com/articles/s41405-019-0026-8https://www.nature.com/articles/s41405-019-0026-8

[2] Daniels, G., Akram, S., Westgate, G.E., Tamburic, S. (2019). Can plant-derived phytochemicals provide symptom relief for hair loss? A critical review. In: Int. Journal of Cosmetic Science, 41, 332-345. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ics.12554

[3] Ho C.H., Hughes J. (Updated 2018 Dez 1). Androgenetic Alopecia. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2018 Jan.